Die Kunst, sich nicht erklären zu müssen – Ein Leben als Kurtisane
- Mina
- 25. Juni
- 2 Min. Lesezeit

Man nennt mich „Escort“, „Muse“, manchmal sogar „Gefährtin auf Zeit“. Ich selbst bevorzuge ein älteres, eleganteres Wort: Kurtisane. Es trägt einen Hauch Geschichte in sich, Parfüm von vergangenen Jahrhunderten, und das leise Knistern von vergilbten Seiten meiner Lieblingsbücher mit antiken Buchrücken.
Und ja – ich weiß, was du jetzt denkst. Aber keine Sorge: Ich bin ganz bei klarem Verstand. Nur eben: mit einem Faible für Hedonismus in alter französischer Tradition – und einem kleinen Hang zur Geschichtswissenschaft.
Was bitte ist eine Kurtisane?
Historisch gesehen ist die Kurtisane eine seltsame Mischung:Ein bisschen Muse, ein bisschen Skandal, ein bisschen Gesellschaftskritik in Seide und besonderer Tiefe im verführerischen Augenaufschlag. Sie war die Frau, die an der Tafel der Macht Platz nahm – ohne je offiziell eingeladen worden zu sein.
Sie war nicht Ehefrau, nicht Magd, nicht Heilige.Sie war etwas dazwischen. Verboten begehrt. Und genau das macht sie bis heute so faszinierend.
Meine Urgroßmütter im Geiste
Meine liebsten Ahninnen? Ganz klar:
Ninon de Lenclos, die im 17. Jahrhundert ihre Geliebten auswählte wie andere ihre Bücher – sorgfältig, anspruchsvoll, mit Blick auf den Inhalt. Sie war Philosophin im Salon und Virtuosin in den Kissen ihres Boudoir.
„Ich habe viele Männer geliebt – aber nie mehr als mich selbst.“
Madame de Pompadour, die zur offiziellen Mätresse Ludwigs XV. wurde – aber mehr Einfluss hatte als so mancher Minister. Ohne dabei jemals die Kontrolle zu verlieren. Weder über sich. Noch über ihn.
„Es ist keine Kunst, schön zu sein – aber sehr wohl, klug zu wirken, wenn man es auch ist.“
Oder Liane de Pougy, Tänzerin, Kurtisane und später Nonne – weil das Leben einer Frau eben nicht in eine Schublade passt.
„Ich war nie tugendhafter als die Männer, die mich liebten – nur ehrlicher.“
Diese Frauen waren nicht "leicht zu haben".
Sie waren schwer zu begreifen. Und genau das machte sie begehrenswert.
Was das mit mir zu tun hat?
Alles.
Denn auch heute, in unserer so aufgeklärten Zeit, ist eine Frau, die bewusst entscheidet – mit wem, wann, wie und warum – immer noch ein kleiner gesellschaftlicher Skandal.
Ich habe mich entschieden, Kurtisane zu sein. Nicht aus Mangel an Optionen, sondern weil ich mir diese Form der Begegnung ausgesucht habe. Weil ich Nähe liebe – ohne Besitz zu sein. Weil ich Verbindung schätze – ohne Verpflichtung und Besitzansprüche. Und weil ich weiß, was ich zu geben habe: Zeit. Präsenz. Geist. Körper. Klarheit.
Die alte Kunst, frei zu lieben
Jedoch bin ich kein Mythos.Ich bin eine Frau, die genau weiß, wer sie ist – und sich selbst nicht weniger wertschätzt als den Menschen, dem sie begegnet.
Manchmal glaube ich, dass Kurtisanen eine vergessene Form der Emanzipation sind: Frauen, die sich ihre Freiheit inmitten gesellschaftlicher Erwartung erobert haben – mit Intelligenz, Stil und charmantem Lächeln.
Nicht mit Lautstärke. Mit Wirkung.
Und wenn du jetzt neugierig geworden bist – auf mich, auf diese ganze faszinierende Linie weiblicher Eleganz zwischen Nähe und Selbstbestimmung – dann schreibe mir.
Denn manche Geschichten beginnen nicht mit einem Märchen.
Sondern mit einer Anfrage meiner Zeit.
Comments