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Stille Sprache der Nähe

  • Autorenbild: Mina
    Mina
  • 18. Juli
  • 2 Min. Lesezeit

Was zwischen zwei Atemzügen geschieht.


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Es beginnt oft ganz leise. Mit einem Gefühl in der Luft. Einem Gefühl, wie das leichte Knistern, kurz bevor es regnet. Ein Moment, in dem etwas da ist –unausgesprochen, aber spürbar.

Ein Blick, der länger dauert, als er müsste. Ein Atemzug, der tiefer geht, als erwartet. Ein ganzer Raum voller Menschen, der immer stiller wird um uns beide umso länger wir uns in die Augen schauen.

In diesen Momenten zeigt sich Nähe nicht durch Worte –sondern durch Vertrautheit. Durch ein Wahrnehmen, das jenseits des Offensichtlichen geschieht. Ein Lauschen, das nicht mit den Ohren funktioniert.

Ich sehe dich. Ich sehe, wie du versuchst, stark zu wirken –und wie deine Hände unruhig werden, wenn du es vergisst. Ich spüre deine Spannung, bevor du sie selbst bemerkst. Deinen Wunsch, gesehen zu werden –ohne dich erklären zu müssen.

Und genau dann beginnt etwas: Ein Raum öffnet sich, zwischen dir und mir. Ein Zwischenraum.

„Erotik lebt im Raum zwischen mir und dir.“Esther Perel

Nicht ganz du. Nicht ganz ich. Sondern etwas Drittes, das nur entsteht, wenn wir beide bereit sind, ohne Maske präsent zu sein.

Ich frage nicht nach deinen Wünschen, weil ich sie bereits sehe. Im Zögern deines Blicks. In deinem Atem, der sich verändert, wenn ich näher komme. In der Art, wie du stehst –als würdest du dich selbst halten und gleichzeitig aufgefangen werden wollen.

Ich führe dich nicht durch Worte. Sondern durch Klarheit meiner Ruhe. Durch meine Entscheidung, da zu sein, wurden die Grenzen zwischen zwei völlig Fremden, die bisher bestehen hatten, durchbrochen. Du spürst es mit deinem ganzen Körper. Du entspannst dich, und ich erblicke dein Lächeln, das ich erwidere.

In solchen Momenten wird ein Lächeln bedeutend.

Nicht gespielt, nicht höflich –sondern dieses eine, das durchbricht, wenn du spürst, dass du gerade wirklich gesehen wirst.

„Ein Tag ohne Lächeln ist ein verlorener Tag.Ein Tag mit einem Kuss ist ein gewonnener.“Sholem Aleichem

Und manchmal ist es auch ein Kuss. Ein Kuss, der zärtlich, unaufdringlich, und nicht geplant ist. Gesetzt wie ein sanftes Ausrufezeichen am Ende eines Gedankens, den du nicht formulieren konntest.

Der Raum wird in diesem Moment dichter. Die Luft verändert sich. Alles wird langsamer. Meine Bewegungen. Deine Gedanken. Selbst die Zeit scheint kurz den Atem anzuhalten.

Und irgendwann, ganz von selbst, kommt der Moment, in dem du loslässt.

Nicht aus Schwäche. Sondern aus Vertrauen. Weil du nicht mehr denken musst. Weil du nun einfach fühlen darfst.

„There is a crack in everything.That's how the light gets in.“Leonard Cohen

Genau dort, wo du weich wirst und deine Schutzschicht nicht mehr gebraucht wird, beginnt sie: Die Nähe, die sich nicht vorspielen lässt. Sobald du dich zu einer Handlung entschließt, die dich in die Abgeschiedenheit deiner verborgenen Sehnsucht führt, dann sind Worte obsolet.

Du hast nicht viel gesagt, aber ich habe all deine tief gehüteten Geheimnisse gehört.

Die stille Sprache der Nähe ist keine Technik. Kein Trick.

Meine Haut und meine Lippen sind die Kanäle, durch die wir Gedanken und Gefühle austauschen, ohne zu reden.

Ich spreche sie: die stille Sprache der Nähe. Du auch, wenn du willst. Ganz von selbst.

 
 
 

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